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Akira (Manga)

"Akira" Band 1 bis 6 - komplett

 

Eckdaten:

Originaltitel: Akira

Titel auf Japanisch: アキラ

Story & Zeichnungen: Katsuhiro Otomo

Verlag: Carlsen

Erscheinungsdatum: 4/1991 bis 1/1996 (in Japan 12/1982 bis 6/1990)

Preis: zwischen 19,90€ und 22,90€

ISBN: 978-3-551-74521-7

Anzahl der Bände: 6 (abgeschlossen)

 

Über den Manga/Mangaka:

Akira ist wohl einer der bekanntesten Manga auf dem deutschen Markt – selbst wenn ihn nicht jeder selbst gelesen hat, sagt einem bestimmt der Titel etwas, oder man hat die dicken Telefonbuchbände vielleicht mal im Laden gesehen.

Doch vorweg ein paar Worte zum Meister hinter der Geschichte:

Das Cover des ersten Bandes

Katsuhiro Otomo wurde am 14.4.1954 in Hasama in der Präfektur Miyagi geboren. Er widmete sich direkt nach seinem Schulabschluss dem Mangazeichnen und zog nach Tokyo. Viele kleine Kurzgeschichten wurden bereits von ihm in Magazinen veröffentlicht, doch den ersten Durchbruch in Japan hatte er 1980 mit Das Selbstmordparadies, welcher bei uns beim Alpha Verlag in drei großformatigen Bänden erschien. Von seinen vorangegangen Geschichten erschienen noch Der Feuerball und Begraben im Sand bei uns und zeigten damit, dass seine Werke durchaus Beliebtheit haben.

1982 widmete er sich dann seinem bekanntesten und längsten Werk: Akira. Er erhielt 1984 dafür den Kodansha-Manga-Preis und beendete die Serie 1990. Nach diesem Werk war sein Durchbruch in Japan endgültig geschafft und auch im Westen kam er damit zu Anerkennung. Als der Film adaptiert wurde schrieb er selbst das Skript und führte Regie.

Direkt im Anschluss an Akira begann er die Serie Sarah welche ebenfalls bei Carlsen in großformatigen Bänden erschienen und inzwischen ebenfalls recht rar ist.

Leider kamen seine anderen Werke nicht mehr zu uns, obwohl er immer noch fleißig zeichnet, wenn auch meist kürzere Geschichten – allerdings haben es noch ein paar seiner Werke in die USA geschafft.

Die Rückseite des Manga

Mit Akira etablierte sich Anfang der 1990er Jahre der Manga-Markt in Deutschland erst richtig – das merkt man noch daran, dass der Manga gespiegelt wurde, wie andere Werke aus dieser Zeit (Appleseed, What’s Michael, ...), doch das war nicht allein die Entscheidung von Carlsen. Das japanische Studio von Katsuhiro Otomo beschloss, dass der Manga in westlicher Leserichtung mehr Erfolg haben würde, als in japanischer; und so spiegelten sie den Manga höchst selbst und gaben das als Vorlage für den Manga in den Westen weiter.

Der Manga erschien damals in einer 19bändigen und komplett farbigen Ausgabe, die auf dem Erfolg des Films basierte und extra für den westlichen Markt produziert wurde – so kam diese Version bereits 1987 in den USA auf den Markt und folgte bei uns einige Jahre später. Inzwischen ist diese Ausgabe, obwohl damals kein großer Erfolg, längst vergriffen und es tummeln sich jetzt seit etwa 2000 die schwarz-weißen Ausgaben der „Telefonbücher“.

Im Dezember 2016 veröffentlichte Carlsen zum 25jährigen Jubiläum von Akira in Deutschland die farbige Gesamtausgabe als limitierte Box mit Postkarten und einer Tragetasche.

Auch in den USA erscheint demnächst (Ende Oktober) das 35th Anniversary Box Set und beinhaltet ebenfalls alle Bände als farbige Hardcoverausgabe; bei liegt dem Set auch ein Aufnäher.

 

Durch die doch recht große Beliebtheit des Manga hat man keinerlei Schwierigkeiten die Bände in neuem oder gebrauchtem Zustand zu bekommen.

 

Inhalt:

38 Jahre nach einer gigantischen Explosion, die ganz Tokyo zerstörte und die der Auslöser für den dritten Weltkrieg war, ist die Welt immer noch mit dem Aufbau beschäftig.

In Tokyo sind Kaneda und seine Kumpels gerne mit dem Motorrad in der alten Stadt unterwegs und erkunden das Gebiet – dabei werden fleißig Rennen gefahren, Drogen konsumiert und gefährliche Situationen heraufbeschworen, denn die Polizei und das Militär haben das gesamte Gebiet für die Öffentlichkeit abgeriegelt.

Eine Explosion zerstört in den 1990er Jahren ganz Tokyo Kaneda und seine Kumpels fahren gerne Rennen in dem alten Teil von Tokyo

Eines Nachts, als sie wieder dort unterwegs sind, begegnet ihnen auf der Rückfahrt nach Neo-Tokyo mitten auf der Straße ein seltsamer Junge – Tetsuo muss dem Jungen ausweichen und verunglückt dabei mit seinem Motorrad. Schwer verletzt wird er vom Militär in ein Krankenhaus gebracht und Kaneda der den seltsamen Jungen zur Rede stellen will sieht wie dieser verschwindet.

In der Schule bekommen Kaneda und seine Jungs einen Tadel – für die Gruppe nichts Neues – und auf die Frage in welchem Krankenhaus Tetsuo sei scheint niemand so recht bescheid zu wissen; also bleibt ihnen nur übrig abzuwarten.

Tetsuo muss einem seltsamen Jungen ausweichen und wird deswegen schwer verletzt

Abends treffen sie sich immer in einer Kneipe und als sie dort einen unbekannten und leicht dubios wirkenden Typen sehen, zu dem kurz darauf ein Mädchen in ihrem Alter stößt, fragen sie sich wer die beide sein könnten. Bei einem Anmachversuch seitens Kanedas bekommen sie von den beiden eins auf die Rübe und beginnen sie dann zu verfolgen. So treffen sie wieder auf den seltsamen Jungen, der eher wirkt als wäre er ein alter Mann – seine Haare sind weiß und Gesicht und Hände von Falten gezeichnet.

In einer Bar treffen die Jungs auf einen dubiosen Kerl und eine unbekannte Schönheit Kaneda & Co. verfolgen die beiden und treffen so wieder auf den seltsamen Jungen

Der Junge fühlt sich in die Ecke gedrängt und plötzlich beginnen Scheiben zu springen und Häuserteile einzubrechen – so stellt sich heraus, dass das Mädchen und der Mann nach diesem Jungen suchen; und als das Militär auftaucht flüchten Kaneda, die beiden und der seltsame Junge gemeinsam. Es stellt sich heraus, dass der Junge besondere Fähigkeiten hat und vom Militär gesucht wird. Ryu und Kei – so die Namen des Mannes und seiner jüngeren Schwester – hatten den Jungen befreit und wollen ihn jetzt beschützen. Kaneda flüchtet gemeinsam mit ihnen durch die Kanalisation, doch sie werden von einem zähen Colonel verfolgt. Ryu, Kei und Kaneda können schließlich entkommen, doch der Junge wird vom Militär geschnappt.

Der Junge hat scheinbar übersinnliche Fähigkeiten Ryu hat nach dem Jungen ebenfalls gesucht

Nach diesem Abenteuer taucht auch plötzlich Tetsuo wieder auf, doch er hat sich verändert – er ist aggressiv und zettelt überall Streit an, so auch mit Kaneda. Es stellt sich heraus, dass das Militär – allen voran der Colonel – Tetsuo suchen und etwas mit seiner Veränderung zu tun haben. Parallel bekommt man auch einen Blick auf weitere greise Kinder in der Obhut des Colonels und seinen Leuten zu sehen.

Tetsuo kehrt verändert zu den anderen zurück Der Colonel hat noch mehr so greise Kinder unter sich

Erneut trifft Kaneda auf Ryu und Kei und als der Colonel auch hinter ihnen her ist, bleibt nur eine erneute Flucht. Zum ersten Mal wird Kaneda mit dem Namen „Akira“ konfrontiert, jedoch ist bis dahin noch völlig unklar was sich dahinter eigentlich verbirgt.

 

Was steckt hinter Tetsuos Veränderung und wer sind diese seltsamen gealterten Kinder, die übersinnliche Fähigkeiten zu haben scheinen? Kann Kaneda dem Colonel entkommen und in Erfahrung bringen um was es sich bei „Akira“ handelt?

Das und mehr erfahrt ihr in dem epischen actiongeladenen Werk, das Sci-Fi, Psychodrama und übernatürliche Kräfte in sich vereint.

 

Eigene Meinung:

Akira war für mich lange ein Manga um den ich – mehr oder weniger – unbewusst einen Bogen gemacht habe, dabei ist die Geschichte sehr spannend. Ich hatte jedoch in meiner Anfangszeit der Manga (Ende der 1990er Jahre) eher andere Interessen beim Lesen und der Preis war auch so eine Sache gewesen, also schob ich den Kauf dieses Epos lange Zeit vor mir her und beschloss erst ihn mir zu holen nachdem ich mir den Film angeschaut und für sehr gut befunden hatte.

Zu sagen, dass die Geschichte nur von Kaneda, Tetsuo und diesem ominösen „Akira“ handeln würde, wäre zu primitiv ausgedrückt und gibt bei weitem nicht wider, was man in den etwa 2000 Seiten der 6 dicken Bände alles erfährt. Da gibt es diverse Stränge zu lesen, eine ganze Menge an Informationen zu verdauen und eine Vielzahl an Charakteren die mitmischen. Kaneda ist zwar der Hauptcharakter, aber doch nur einer von vielen – die Veränderung einiger Charaktere kann man sehr gut sehen und auch was wiederum ihre Aktionen mit sich bringen.

Ich denke man muss dieses Werk einfach selbst gelesen haben um zu sehen, was es alles in einem bewirken kann – mich stimmt der Manga jedenfalls nachdenklich über so Sachen wie Tests an Menschen, übersinnliche Fähigkeiten, Waffen usw.

 

Zeichnerisch sieht man dem Manga an, dass er zu den Älteren gehört, doch das tut weder dem Auge noch der Geschichte einen Abbruch – im Gegenteil sogar die Geschichte ist nach wie vor modern und könnte jederzeit wieder in einem Sci-Fi-Werk thematisiert werden, bzw. Themen wie übersinnliche Kräfte u.a. werden ja sehr häufig verarbeitet, nicht nur im Bereich Anime und Manga.

Otomo hat zwar einen – für diese Generation an Manga – recht typischen Stil, dennoch hat er Wiedererkennungswert; ebenso seine Charaktere. Er nutzt viele einzelne Striche zur Darstellung von Schatten, Falten, Verletzungen etc. – es wird aber auch viel mit Schatteneffekten gearbeitet um Stimmungen und Szenen besser hervorzuheben (in der farbigen Ausgabe kommt das natürlich alles anders rüber).

Der Manga hat einen sehr guten Spannungsaufbau und ist entsprechend gut zu lesen – eine actiongeladene Szene jagt quasi die andere, doch auch in den ruhigeren Szenen langweilt man sich nicht, da man eine Menge an Informationen aufzunehmen hat.

Das Paneling ist sauber, ich möchte fast schon sagen „steril“, und obwohl die Szenen manchmal schnell springen, so ist man doch geistig immer recht fix an Ort und Stelle.

 

Druck und Bindung sind bei diesem Werk ausgesprochen gut gelungen – der Leim schafft es problemlos das Volumen des Werkes aufzufangen und man hat nicht direkt Lesefalten am Rücken (kommt natürlich auch darauf an wie man es behandelt ;) ). Die Farbseiten am Anfang jedes Bandes kommen auf dem satinierten glänzenden Papier sehr gut raus und auch der Rest des Manga lässt da wenig Platz für Meckereien offen.

 

Wie weiter oben schon geschrieben: man sollte den Manga eigentlich selbst lesen um zu wissen, was er in einem auslösen kann. Demnach möchte ich für Leute, die mit sich hadern, erst mal den Film ans Herz legen, denn wenn dieser euch überzeugt, dann tut es der Manga erst recht. Allen anderen, die auf die eingangs erwähnten Genre stehen (und/oder den Film schon kennen), kann ich den Manga nur sehr ans Herz legen – nicht nur weil er ein Klassiker auf dem deutschen Markt ist, sondern weil er selbst überzeugt und zum Denken anregt.

 

Deswegen bekommt der Manga von mir 4 von 5 Kindern mit übersinnlichen Kräften =)

von Tatze
Kategorie: Manga